Warum den Einkauf nicht rollern?

Der Einkaufsroller, der Einkaufstrolley auf zwei Rollen, ist eine richtig praktische Erfindung. Im Rest von Europa ist er äußerst beliebt, in Schweden hingegen ist er weniger weit verbreitet. Aber jetzt ist die Zeit vielleicht reif, ihm seinen wohlverdienten Platz in unserem Alltag einzuräumen?

Published: 23 Febr., 2022

Ältere Damen, die einen Einkaufsroller hinter sich herziehen, sind ein alltägliches Bild. Aber bei jüngeren Leuten ist er selten zu sehen. Völlig zu Unrecht ist er als „Rentnervolvo“ verschrien. Dass es ihn mittlerweile in zahlreichen tollen Farben und Modellen gibt, scheint daran auch kaum etwas zu ändern. Oder ist es einfach so, dass junge Leute nicht wissen oder verstehen, wie praktisch so ein Trolley eigentlich ist? thumbnail of Tabell Dramaten_DE_150ppi

Perfekt für ein Leben ohne Auto

Ausnahmen gibt es aber doch. Isabelle Friberg und ihr Lebensgefährte Sixten Engqvist sind beide unter 30. Sie leben in einem Vorort von Stockholm und besitzen wie viele moderne Großstadtbewohner kein Auto. Da erweist sich so ein Einkaufstrolley als äußerst nützlich, und bei ihnen ist er schon seit vielen Jahren im Einsatz. – Mit dem Trolley wird das Einkaufen viel einfacher und ich brauche keine Plastik- oder Papiertüten, freut sich Isabelle. – Wir können viel mehr mitnehmen, und weil wir kein Auto haben, ist das für uns perfekt. Etliche unserer Bekannten haben ebenfalls einen, und neulich habe ich sogar mal einen zum Geburtstag verschenkt. Sie benutzt den Trolley jeden Tag. Dass der Einkaufstrolley ein „Rentnervolvo“ sein soll, findet Isabelle nicht. – Überhaupt nicht! Aber vielleicht liege das auch daran, dass ihr Trolley in edlem Schwarz als eine Art „Rolls Royce“ unter den Einkaufstrolleys daherkomme, meint sie zum Schluss lachend. Und wo wir schon bei Autos sind: In Deutschland, wo immer mehr Berliner, die sich für einen bewussten Lebensstil entscheiden, mit Einkaufstrolley unterwegs sind, wird er scherzhaft „Hackenporsche“ genannt. Vielleicht ist es an der Zeit, diese praktische Erfindung aufzuwerten, positiv zu sehen und im Alltag einzusetzen?

Billigstes Modell unter den Besten

Die Redaktion von Testfakta führte einen Vergleichstest von acht Modellen in der Preisklasse von 200 bis 1.000 schwedischen Kronen im Labor durch. Getestet und beurteilt wurden Fassungsvermögen/Handhabung, Qualität und Haltbarkeit, Konstruktion und Details sowie Wasserdichtigkeit. Keiner der Trolleys erzielte Spitzennoten, was vor allem damit zusammenhing, dass kein Trolley in sämtlichen Bereichen hohe Bewertungen erhielt. Nur bei drei der Trolleys konnten sämtliche Artikel auf der Liste eingepackt werden, und nur zwei bestanden die Beregnungsprüfung. Die Traglast des billigsten Einkaufstrolleys im Test, des Trolleys von Rusta für 200 SEK, ist mit 33 kg am geringsten und liegt damit 10kg unter den Trolleys mit der höchsten Traglast. Ansonsten aber schlägt sich die Budget-Variante von Rusta gut im Wettbewerb und landet auf dem dritten Platz, relativ dicht hinter dem Sieger Rolser RG. Die Gesamtnote (8,3 von 10) für den Rolser RG wurde vor allem deshalb nach unten gedrückt, weil die Tasche hoch positioniert und sein Griff hoch und schmal ist, wodurch sich der Trolley besonders für kleine Personen schwer handhaben, anheben und rollen lässt. Auf den letzten Plätzen landeten der „Radarbulle“ von Ikea und der „Trolley M“ von Reisenthel. Keiner von beiden hatte ausreichend Stauraum für alle Artikel, und bei beiden ist das Gestell wackelig und die Tasche instabil und wasserdurchlässig. Das Modell von Reisenthel hat zudem eine sehr geringe Bodenfreiheit und kleine Rollen, wodurch sich der Trolley schlecht manövrieren lässt. Beide Modelle haben jedoch einen Teleskopgriff, wodurch sie leichter zu tragen sind.

25 km Hindernisstrecke und 5.000 Anhebevorgänge

Der Test wurde durch das Labor SLG Prüf- und Zertifizierungs GmbH in Deutschland durchgeführt. Jeder Trolley wurde mit handelsüblichen Lebensmitteln und Haushaltsartikeln, wie beispielsweise Milch, Butter, Weichspüler, einem 10er-Karton Eier, sechs Äpfeln, Chips, einem Laib Brot, einer 3er-Packung Küchenrolle usw., mit einem Gesamtgewicht von 12kg bepackt. Die bepackten Trolleys wurden mit einer Geschwindigkeit von 4km/h auf einer Länge von 25Kilometern über eine wie ein Gehweg strukturierte Walze gezogen und am Handgriff über 5.000 Mal angehoben. Außerdem wurden sie einer Beregnungsprüfung mit starkem Regen unterzogen, um zu testen, wie dicht die Trolleys sind. Abschließend wurden die Stabilität, die Rolleigenschaften, die Ergonomie, die Schließmechanismen und die Qualität der Konstruktion und des Materials aller Trolleys beurteilt.

Tipps für den Kauf eines Einkaufstrolleys:

  • Durch große Räder und eine hohe Bodenfreiheit lässt sich der Trolley leichter über unebenen Untergrund ziehen. Allerdings wird es bei großen Rädern etwas schwieriger, enge Kurven zu fahren. Je weicher die Räder, desto komfortabler lässt sich der Trolley rollen.
  • Durch einen Teleskopgriff lässt er sich leichter anheben und auf die individuelle Größe der jeweiligen Person einstellen.
  • Muss der Trolley oft getragen werden, z.B. die Treppe hinauf, empfiehlt sich ein Modell, das kein hohes Eigengewicht hat.
  • Praktisch sind auch ein oder mehrere außen angebrachte Fächer, zum Beispiel fürs Mobiltelefon oder den Geldbeutel.
  • Reflektoren am Trolley sind praktisch für die dunklere Jahreszeit. (Sofern man sie nicht selbst anbringt natürlich)
  • Ist wenig Platz vorhanden oder wird der Trolley nur selten genutzt, eignet sich ein klappbarer Trolley.
  • Es empfiehlt sich, den mit mehreren Artikeln unterschiedlicher Größe und Form bepackten Trolley auszuprobieren. Ist die Tasche in sich instabil, können die Artikel darin hin- und herrutschen, wodurch sich der Trolley schlecht manövrieren lässt.

Susann Engqvist / Testfakta Februar 2022